Seine Jugendzeit verbrachte Semih Sahin zum größten Teil beim Anpfiff ins Leben-Partnerverein Waldhof Mannheim. Als Kapitän führte er die U19 im Sommer 2018 fast in die Bundesliga. Nun spielt Sahin in der U23 des FC-Astoria Walldorf und absolviert eine Ausbildung zum Automobilkaufmann beim Anpfiff-Partner Bellemann. Der 19-Jährige ist eine Mannheimer Erfolgsstory, der nun in St. Leon-Rot beruflich und in Walldorf fußballerisch seinen Weg geht. Mit Anpfiff ins Leben sprach Semih über eine prägende Zeit beim SV Waldhof, seine besondere Verbindung zu den Anpfiff-Koordinatoren und seine Ziele in der Zukunft.
Anpfiff ins Leben: Hallo Semih, du hast sieben Jahre lang beim Anpfiff-Partnerverein Waldhof Mannheim gespielt. Wie hast du sportlich die Zeit dort erlebt?
Semih Sahin: Ich hatte eine tolle Zeit beim SV Waldhof, durfte sogar Kapitän der U19 sein. Es war unbeschreiblich, für einen großen Verein mit einer solchen Historie gespielt zu haben. Natürlich war es nicht immer einfach, aber das ist logisch. Ich bin der Ansicht, dass auch schwierigere Zeiten zum Fußball dazu gehören (Anm. SV Waldhof verpasste im Mai 2018 knapp den Aufstieg in die A-Jugend-Bundesliga). Insgesamt überwiegen aber klar die vielen schönen Momente, sodass ich mich also gerne daran erinnere.
Anpfiff ins Leben: Und welches Fazit ziehst du menschlich aus deiner Zeit dort?
Semih: Außerhalb des Fußballs hat mir Anpfiff die Schule, aber auch die Praktikums- und Ausbildungsplatzsuche sehr erleichtert. Sicher ist jeder Einzelne in seiner Eigenständigkeit gefordert, aber die Unterstützung durch Anpfiff war wirklich groß und sie hat mir einige Sorgen abgenommen. Daniel Hecht (Anm. Anpfiff-Koordinator Schule/Beruf/Soziales in Mannheim) ist hier besonders zu nennen. Ich kenne ihn seit der U14, also schon sehr lange. Alleine ihm habe ich viel intensive Betreuung zu verdanken.
Anpfiff ins Leben: Wie kam es am Ende der Jugendzeit (U19) zum Wechsel vom Waldhof zum FC-Astoria?
Semih: Nach Beendigung der U19 hat es mit einem Profivertrag nicht geklappt. Die Vereinssuche hat sich dann auch etwas am Ort meines Ausbildungsplatzes orientiert. Da der FC-Astoria Walldorf (Anm. ein Partnerverein von Anpfiff ins Leben) sportlich auf Augenhöhe zu verorten ist und auch Interesse zeigte, ging ich diesen Schritt innerhalb der Region. So kann ich parallel ganz gut die Ausbildung im Autohaus absolvieren.
Anpfiff ins Leben: Während der Fußballkarriere musstest du sowohl die schulische als auch die berufliche Entwicklung vorantreiben. Welche Bedeutung hast du diesen Themen beigemessen und welchen Beitrag konnte Anpfiff hierzu leisten?
Semih: Zunächst hatte ich den Wunsch, Fußballprofi zu werden. Leider ist nicht einfach, sich diesen Traum zu erfüllen. Da man dafür auch viel Glück braucht, ist es gut und wichtig, dass Anpfiff außerhalb des Fußballs Wege aufzeigt. So war es auch in meinem Falle bei der Suche nach einem Praktikums- und Ausbildungsplatz. Ich hatte eine ungefähre Vorstellung, dass es etwas mit Autos werden soll und in den Beratungsgesprächen kamen wir dann auf die Ausbildung zum Automobilkaufmann.
Anpfiff ins Leben: Du hast unsere Jugendkoordinatoren genannt. Welche Rolle haben Sie letztendlich für deine Entwicklung gespielt?
Semih: Sie haben eine große Rolle in meiner Förderung gespielt. Ich habe das Gefühl, keiner kennt mich in Mannheim besser als Daniel Hecht. Wir hatten über Jahre hinweg viel Kontakt, durch Nachhilfe, Klassenarbeiten, die Vorbereitungen auf die Prüfungen, für die Praktikums- und Ausbildungsplatzsuche.
Anpfiff ins Leben: Welche von den Anpfiff-Förderangeboten haben dir denn am meisten geholfen?
Semih: In Hinblick auf die Schule sicher Prüfungsvorbereitung, Nachhilfe und die Lernzeitbetreuung. Dadurch war alles viel einfacher. Man konnte eine Stunde vor dem Training kommen, mit dem Nachhilfelehrer lernen und abends hatte man Ruhe nach dem Training. Am nächsten Tag ging man mit gutem Gefühl in die Klausur, weil man durch die Einzelbetreuung optimal vorbereitet war. Und bezüglich der Lernatmosphäre kann ich auch sagen: Es war immer angenehm, wir haben viel gelacht. Das ist bei schulischen Themen ja nicht immer so (lacht).
Anpfiff ins Leben: Im Vergleich zu anderen Fußballvereinen, sind die Anpfiff-Standorte Mannheim und Walldorf etwas Besonderes?
Semih: Sicher. Ein so nachhaltiges Förderangebot ermöglicht den jüngeren Menschen beste Entwicklungschancen. Ohne Anpfiff hätte ich das nicht so leicht geschafft. Meine Fußballerkollegen von anderen Vereinen gehen nach dem Training nach Hause und müssen noch lernen oder Hausaufgaben machen. Mir wurde in der U17 geraten, noch weiter auf die Schule zu gehen und das war in jedem Fall die richtige Entscheidung. Die Mehrfachbelastung mit Training, Spielen, Nachhilfe, Schule war zeitweise hart, durch Anpfiff aber viel besser machbar. Im Rückblick haben sich aber alle Anstrengungen vollends ausgezahlt, das sehen auch meine Eltern so. Sie sind immer froh gewesen, dass ich diese Betreuung hatte und so meinen Weg gehen konnte.
Anpfiff ins Leben: Welche Ziele hast du sportlich, beruflich und menschlich für die nächsten Jahre?
Semih: Sportlich möchte ich das Beste rausholen, auch wenn ich vielleicht keine große Profikarriere mehr machen werde. Regionalliga wäre aber noch ein schönes Ziel. Beruflich gesehen möchte ich die Ausbildung so gut es geht meistern und dann natürlich erfolgreich abschließen.
Das Interview führte Martin Dudenhöffer