Halbzeitinterview mit Cheftrainer Born

02-01-2023

Walldorfs Dauertrainer freut sich über eine „richtige“ Winterpause. Fußball-Regionalliga: Nach zwei Hammer-Saisons dürfen die FCA-ler diesen Winter durchschnaufen – Einstelliger Tabellenplatz ist das Ziel für die Restrückrunde. Über das Weihnachtsfest spukte in den vergangenen Jahren nicht selten das Abstiegsgespenst über den Walldorfer Dietmar-Hopp-Sportpark hinweg. Davon ist diese Saison nichts zu sehen. Der FC-Astoria Walldorf spielt eine solide Runde und hat ein beruhigendes Polster auf die gefährdeten Ränge. Trainer Matthias Born steht im Halbzeitinterview Rede und Antwort.

FCA: So entspannt durftest Du schon seit einigen Jahren nicht mehr Richtung Rückrunde blicken.

Matthias Born: Entspannt ist vielleicht nicht das richtige Wort, aber da wo wir gerade stehen, haben wir ein ordentliches Polster nach hinten und nach vorne die realistische Chance, Platz sieben anzugreifen. Unser Ziel ist nach wie vor einen einstelligen Tabellenplatz zu ergattern. Generell fühlt es sich mal wieder nach einer normalen Saison an, es schaut ja aktuell nach drei Absteigern aus. In den letzten Spielzeiten musste man coronabedingt mit bis zu sieben Absteigern rechnen.

FCA: Zusätzlich besteht nach sieben Jahren mal wieder die Möglichkeit auf einer Teilnahme am DFB-Pokal.

MB: Da haben wir mit dem FC Zuzenhausen Mitte März erst einmal einen Halbfinalisten vor der Brust, der diese Runde in der Verbandsliga dem VfR Mannheim Paroli bietet. Alleine das sagt einiges über deren Qualität aus.

FCA: Zurück zur Liga: Sind zehn Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz schon die halbe Miete?

MB: Das würde ich definitiv nicht so sagen. Fußball ist verrückt, das hat man gerade erst im WM-Finale gesehen. Fakt ist, dass wir nach der Winterpause schnell in die Spur kommen und für klare Verhältnisse sorgen wollen.

FCA: Gefühlt hat Deine Mannschaft mehr Punkte liegen lassen, als glücklich zusammengekratzt. Gehst Du mit dieser Behauptung mit?

MB: Ja, es waren einige knappe Partien dabei, in denen das Pendel gegen uns ausgeschlagen hat. Wenn es mal deutlich wurde wie bei der 0:6-Niederlage gegen Steinbach, haben die Spieler aber eine tolle Moral gezeigt und sind gestärkt daraus hervorgegangen. Insgesamt hat es ein bisschen gedauert, ehe die Jungs sich und ihren Rhythmus gefunden hatten.

FCA: Was auffällt sind 40 Gegentore und damit die meisten aller Regionalligisten. Zwei Gegentore im Schnitt sind fraglos zu viel, oder?

MB: Als Mannschaft haben wir zum Ende der Vorrunde hin schon wesentlich besser verteidigt. Letztendlich haben vier Spiele, in denen wir 21 Tore kassierten, zu dieser hohen Zahl an Gegentoren geführt. Da gilt es in der Rückrunde besser zu sein und an einem chancenlosen Tag, den es ab und zu mal geben kann, mal 0:2 zu verlieren und keine Sechs zu kassieren.

FCA: Verbesserungspotenzial herrscht darüber hinaus beim Zuschauerzuspruch. Was muss passieren, damit dauerhaft mehr Fußballinteressierte den Weg in den Dietmar-Hopp-Sportpark finden? Müssten Sie dafür nicht in der Spitzengruppe mitspielen?

MB: Ehrlich gesagt bin ich da auch etwas ratlos. Wenn ich unsere DFB-Pokalspiele von 2014 und 2016 sehe, hatten wir jedes Mal ausverkauftes Haus und richtig starke Spiele. Mit der Folge, dass beim darauffolgenden Heimspiel wieder 300 Zuschauer kamen. Attraktiven Fußball haben wir jedenfalls schon häufig geboten. Ob oben mitspielen der Schlüssel ist, um mehr Leute zum Kommen zu animieren, weiß ich nicht. Heutzutage geht mit dem Fußballschauen aber ein Event- beziehungsweise Erlebnischarakter einher. Ein Ansatz könnte sein, dass man zum Fußball geht, weil man dort Bekannte trifft und sich austauscht. Vielleicht müssen wir diesem Aspekt mehr Beachtung schenken.

FCA: Kapitän Marcel Carl ist länger ausgefallen als erhofft. Wie wichtig war seine Rückkehr für die komplette Mannschaft, sei es auf oder neben dem Platz?

MB: Sehr wichtig, deswegen haben wir ihn auch geholt (schmunzelt). Alleine die Tatsache, dass er nach dieser langen Verletzungspause und ohne Vorbereitung im Trainingslager aus der Mannschaft heraus zum Kapitän gewählt wurde, sagt einiges aus. Auf dem Platz freut es mich besonders, dass Niklas Antlitz nach einer langen Zeit als Einzelkämpfer in der Spitze nun an Marcels Seite einen Schritt nach vorne gemacht hat.

FCA: Sie selbst sind seit 2014 durchgängig Trainer in Walldorf. Wie geht es weiter, Ihr aktueller Vertrag läuft zum Saisonende aus?

MB: Wir sprechen Anfang des Jahres darüber. Es ist kein Geheimnis, dass wir in Walldorf immer offen und ehrlich miteinander umgehen. Soviel kann ich aber schon jetzt verraten: Aktuell habe ich kein Angebot auf dem Tisch, bei dem ich mir überlegen würde, etwas anderes zu machen.

FCA: Momentan läuft die knapp dreimonatige Winterpause. So lange durften Sie schon lange nicht mehr über die kalten Monate pausieren. Wie sehr freut Sie das?

MB: Das freut uns definitiv sehr. Wir genießen das schon seit fast zwei Wochen, es ist einfach nötig, sowohl für uns im Trainerteam und vor allem für die Jungs, ein bisschen Abstand zum Fußball bekommen.

Das Interview geführt hat Christopher Benz

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