Regionalliga Fußball vs. BA-Studium – Oder geht beides?

15-10-2015

Aktuell machen 7 (!) Spieler der Regionalliga Mannschaft des FCA ein duales Studium an der Berufsakademie (BA) & bei der SAP. – Oder ist es so, dass gerade 7 Studenten auch beim FCA Fußball in der Regionalliga spielen? Wir haben mit allen 7 ein Interview gemacht um diesen Fragen auf den Grund zu gehen und Einblicke in das Leben der “glorreichen Sieben” zu bekommen.Dabei kommen einige interessante Erkenntnisse ans Tageslicht.

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Frage 1: Wie siehst Du dich? Mehr als Fußballer oder eher als Student?
Timo: Als beides. Fakt ist, dass Fußball meine große Leidenschaft ist und schon immer war und das Studium hoffentlich die Basis für mein Berufsleben danach ist. Daher haben beide Wege den gleichen Stellenwert.
Jürgen: Rein logisch betrachtet müsste ich mich mehr als Student sehen, da ich mit Fußball nicht so viel verdiene, um damit mein Leben nach dem Fußball zu finanzieren. Dennoch betrachte ich mich als beides, denn ich möchte natürlich bei dem Aufwand den wir bei Fußball betreiben auch am Ende einen sportlichen Erfolg erzielen. Gleichzeitig ist mir natürlich auch bewusst, dass das Studium nicht im vorbeigehen zu managen ist. Es ist also ein Nehmen und Geben und ich versuche, beides bestmöglich auszuüben.
Nicolai: Ich sehe mich weder als das eine, noch als das andere. Ich versuche in beiden Bereichen 100% zu geben, auch wenn das ab und zu nicht funktioniert. Der Fußball ist ein guter Ausgleich für den Denksport an der Uni und hilft mir bei dem ganzen Stress abschalten zu können.
Tabe: Hätte man mir diese Frage vor Antritt meines Studiums gestellt, hätte ich zu 100% geantwortet “ich sehe mich als Fußballer”. Aber da ich diese Frage jetzt gestellt bekomme und auch schon ein Jahr im Studium bin, kann ich sage sagen, dass ich diese Frage mit “teils” beantworten muss. Ich betrachte mich weder zu 100% als Fußballer noch zu 100% als Student, eher als eine gute Mischung aus beidem mit dem Versuch die Anforderungen beider Welten gerecht zu werden.

Frage 2: Was sind die größten “Alltags-Herausforderungen” mit der Doppelbelastung?
Timo: Die größte Herausforderung daran ist die Motivation hochzuhalten, da man zeitlich durch das Training noch nach der Uni sehr eingeschränkt ist. Außerdem muss man lernen mit Niederlagen gut umzugehen, egal ob im Fußball oder im Studium. Auf der anderen Seite schaffen die täglichen Trainingseinheiten einen wichtigen geistlichen und körperlichen Ausgleich.
Marcel: Die größte Herausforderung ist wirklich ALLES unter einen Hut zu bekommen, da die Zeit einfach fehlt. Allein in den Fußball wird extrem viel Zeit investiert, plus das Studium, da ist es manchmal schwer die Freundin/Freunde nicht zu vernachlässigen.
Thorben: Den Spagat zwischen Uni/Arbeit und Fußball, vor Allem zeitlich zu bewältigen und Kompromisse einzugehen. Und auch nach dem Training sich eben noch mal hinzusetzen, um den Uni-Stoff zu lernen. Hier Zeit für private Dinge, Freunde, oder auch einfach nur Lebensmittel einzukaufen, ist sehr schwer. Man kommt häufig nicht vor 20.00Uhr nach Hause und muss dann eben noch alltägliche Dinge erledigen
Nicolai: Da ich eher praktisch veranlagt bin, fühle ich mich bei den Praxisphasen der SAP wohler. Hier kann ich gelerntes Anwenden und muss nicht nur trockenen Lernstoff wiedergeben. Außerdem liegt Walldorf näher zu meinem Lebensmittelpunkt Karlsruhe, was für das Privatleben von Vorteil ist.
Tabe: Eine größere Herausforderung als die Eigenmotivation hoch zu halten, an die eigenen Fähigkeiten und sich selbst zu Glauben und die Fokussierung auf das wesentliche gibt es für mich nicht. Nichtsdestotrotz ist die Doppelbelastung immens, denn während der Theoriephase muss man sich oftmals direkt nach der Vorlesung auf dem Weg ins Training machen, welches dann ca. 1,5 – 2 Std. dauert. Dem entsprechend erschöpft und müde kommt man dann Hause isst was, und setz sich dann ans lernen. Ohne die Aufrechterhaltung meiner Eigenmotivation, wäre diese Art der Belastung nur schwer zu kompensieren.

Frage 3: Wie bringst du im Alltag beides unter einen Hut? Wann lernst Du für die Prüfungen?
Timo: Oft ist man abends nach einem langen Uni-Tag und anschließendem Training ziemlich erschöpft und möchte am liebsten alles stehen und liegen lassen. Daher versuche ich mich vor allem vor Klausurphasen stets zu motivieren, indem ich mir einen Lernplan erstelle. Oft fange ich bis zu eineinhalb Monaten vor den Prüfungen an zu lernen, dass ich Stress unmittelbar vor den Prüfungen so gut wie möglich vermeiden kann.
Marcel: Ein typischer Tagesablauf an der Zeit der DHBW sieht wie folgt aus: Von 9-17Uhr Vorlesungen, 17:30-19:30 Training in Walldorf & nach dem Training wird für die Prüfungen gelernt.
Nicolai: Ich würde das Studium neben Regionalliga-Fußball nur denjenigen empfehlen, die belastbar sind und ihre Grenzen testen wollen. Durch die Doppelbelastung stößt man des Öfteren an seine Grenzen und muss gerade in Sachen Freizeit auf viel Verzichten. Dennoch macht es einen Stolz, wenn man diese Hercules-Aufgabe bewältigen kann.
Steffen: Grundsätzlich ist es – vor allem am Anfang – sehr schwer die Doppelbelastung zu bewältigen. Es ist eine Riesenumstellung und bedarf einem guten Zeitmanagement. Jedoch bekommen wir vom Verein und vom Trainerteam die Freiheiten, damit das Duale Studium nicht ins Stocken gerät. Falls wir Prüfungsphase haben und es mit dem Training zu viel wird, bekommen wir teilweise auch mal einen Trainingstag frei, damit wir gut vorbereitet in die Prüfung gehen können. Die Prüfungsphase ist sicherlich die größte Herausforderung, vor allem wenn wir im Fussball eine Englische Woche haben.

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Frage 4: Was ist angenehmer? Die Praxisphase im Unternehmen oder die Theoriephase an der Uni?
Marcel: Eindeutig die Praxisphase bei der SAP. Da fällt das Lernen für die Prüfungen weg, allerdings hat man in der Praxisphase andere Aufgaben wie zum Beispiel eine Projektarbeit zu schreiben, was aber lang nicht so stressig ist als auf Klausuren zu lernen.
Jürgen: Die Praxisphase ist definitiv angenehmer, da man beim Arbeiten einen aktiven Part ausführt und mir das eher liegt, als 8 Stunden am Tag Vorlesungen in der Uni anzuhören. Ich fange meistens 4-5 Wochen vor Klausuren beginn mit der Vorbereitung an. Durch die Doppelbelastung mit dem täglichen Training bleibt mir nichts anderes übrig, als abends nach dem Training oder eben an Wochenenden zu lernen. Das macht es manchmal nicht einfach, da man morgens ab 9 Uhr in der Vorlesung sitzt und abends um 20 Uhr aus dem Training nach Hause kommt. Sich dann noch anschließend an den Schreibtisch zu setzen fordert eine Menge Selbstdisziplin. Bislang hat dies jedoch ganz gut funktioniert.
Steffen: Ich persönlich finde die Praxisphase wesentlich spannender und abwechslungsreicher. In der Uni haben wir 8h lang Frontalunterricht, in der SAP hingegen steht man mit vielen Mitarbeitern in Kontakt und tauscht sich aus. Außerdem verbringen wir Fußballer meist die Mittagspausen miteinander, sodass man sich mit Gleichgesinnten trifft.
Thorben: Auf jeden Fall die Praxisphase, da man nicht durchgehend unter Strom steht und auch mal in Ruhe einen Kaffee trinken kann. Während der Theoriephase ist man durch den zusätzlichen Lernstress doppelt bzw. dreifach belastet. Hier ist es eben schwer alles unter einen Hut zu bekommen.

Frage 5: Würdest Du das BA-Studium in Kombination mit 4. Liga-Fußball weiterempfehlen?
Thorben: : Ich denke, dass diese Kombinationsmöglichkeit Deutschlandweit wahrscheinlich einzigartig ist, da man selten auf solch einem hohen Niveau Fußball spielen kann und dennoch parallel eine hochklassige Ausbildung erhalten kann. Und wenn man eben gewillt ist, das auch durchzuziehen, kann man in der Zukunft nur davon profitieren. Viele Fußballer, die den Sprung in die erste oder zweite Liga nicht geschafft haben, nehmen eine solche Chance häufig nicht wahr und landen mittel- und langfristig in unterklassigen Ligen, wo sie erwartungsgemäß deutlich weniger verdienen
Tabe: Ich würde es bedingt weiterempfehlen. Bedingt daher, weil es in dieser Kombi eine große Herausforderung darstellt und man muss gewillt sein diese anzunehmen. Ansonsten ist diese Kombi meiner Meinung nach empfehlenswert, allerdings kommt es stark darauf an was für Typ Mensch man ist und wie sehr man sich quälen möchte.
Jürgen:Ich würde es auf jeden Fall weiterempfehlen, da SAP ein sehr guter Arbeitgeber ist und dies eine riesen Chance ist, sich hier eine Zukunft aufzubauen. Jedoch sollte man sich bewusst sein, das es drei sehr harte Jahre sind, die vor allem durch die Doppelbelastung viel Selbstdisziplin von einem fordert. Es ist nicht einfach Studium, Fußball und dann auch noch sein Privatleben unter einen Hut zu bekommen. Dennoch bereue ich meine Entscheidung nicht und freue mich auf die nächsten Jahre.
Steffen: Falls man direkt nach dem Abitur etwas Sinnvolles machen will, dann würde ich auf jeden Fall das BA-Studium empfehlen. Ich war ca. 8 Jahre aus der Schule und dem Lernen raus und mir fällt es immer noch sehr schwer das Studium gut zu bewältigen. Von SAP Seite erhalten wir gute Unterstützung was das Ausüben unserer Fußball Tätigkeit betrifft. Von Uni -Seite nicht so wirklich, daher würde ich, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, an eine andere Uni gehen und als Werksstudent bei der SAP arbeiten.

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